Wie General Johann Sutter den Nebiker-Kirsch prägte
Ueli Nebiker (rechts) erläutert die Vorgänge in der Brennerei.
Über 20 «Volksstimme»-Leserinnen und Leser trafen sich zum ersten Augenschein 2005 bei der Firma Nebiker. Auf dem Programm standen die Brennerei und das General Sutter Museum.
wi. Wir befinden uns in der Sissacher Kreuzmatt. Dort, wo sich die Strassen nach Gelterkinden und Thürnen einst kreuzten. Heute trennen sich die Wege erst beim Kreisel weiter oben. Ueli Nebiker erklärt, dass das heutige Nebiker-Gebäude 1840 als Wirtschaft errichtet wurde. Der damalige Thürner Rössliwirt habe auch die Achse über die Schafmatt in seiner Kontrolle haben wollen und darum an -diesem Ort ein Restaurant mit -Pferdestation eingerichtet.
1890 kaufte ein Salamihändler namens Antonini das Anwesen. Dieser verstarb 1932 und 1940 kauften die Eltern von Ueli Nebiker die Liegenschaft - für 40000 Franken. Das Haus sei jedoch sehr verlottert gewesen, sagt Nebiker. Im hinteren Teil, der Bahnlinie entlang, wurden Militärbaracken aus dem Reduit aufgestellt. Sie stehen heute noch. Das Silo und der Annexbau kamen in den 60er-Jahren hinzu.
Interessant ist auch der Sodbrunnen im Garten der Liegenschaft Hauptstrasse 1, der vor ein paar Jahren wiederentdeckt wurde. Heute liefert er das Wasser zum Brennen des General Sutter Kirschs. Ja, der Kirsch. Laut Nebiker wird er ausschliesslich aus Baselbieter Kirschen ge-brannt, obwohl man heute auch Baselbieter Kirsch mit ausländischen Früchten brennen dürfte.
In der Brennerei stehen neue und alte Brennhäfen. Die alten stammen von der ehemaligen Sissacher Waschmaschinenfabrik Cleis. Sie werden heute noch verwendet, erfordern aber einen zweiten Brand. Die Kirschen werden zuerst in den grünen Containern vergärt. Im Herbst/Winter wird die Maische aus den Containern in die Brennerei gepumpt. Ein Brennvorgang dauert vier Stunden bis das richtige Aroma erreicht ist.
Das Können des Brennmeisters sei entscheidend, sagt Ueli Nebiker. Im Fall des General Sutter Kirschs ist es seit über 40 Jahren derselbe Brenn-meister. Neben dem Reifegrad der Früchte seien auch die Kirschensteine sehr wichtig wegen dem Bittermandelaroma. Man wolle einen feinen, aromatischen und natürlichen Kirsch brennen, aber nicht zu viel daran «herumbäschelen», so Nebikers Philosophie. Weil die Alkoholsteuer in die AHV fliesst, rief Nebiker zu massvollem Kirschtrinken auf.
Zum General Johann August Sutter als Markenname für den Kirsch ist Ueli Nebikers Vater Hans gekommen, als er einen Namen für seinen Kirsch nach dem Vorbild von Napoleon Cognac suchte. Eines Tages habe sein Bruder Fritz, der in den USA Eisenbahnbrücken gebaut hat, mitgeteilt, der General Sutter sei doch so eine charismatische Figur, der die Leute bewege. Mit General Sutters Porträtbild von Frank Bucher, einem Solothurner Maler, war bald eine geeignete Etikette gefunden.
Die bekannte grüne Flasche des General Sutter Kirschs wurde im Laufe der Jahre beinahe nicht verändert. Jedoch gibt es inzwischen auch eine Goldausführung der Flasche und neuerdings eine Halbliter-Geschenkpackung im Körbli mit durchsichtiger Flasche und etwas modernerer Aufmachung.
Im kleinen General Sutter Museum finden sich zahlreiche Sutter-Devotionalien und Bücher. Ueli Nebiker, der Vizepräsident der General Sutter Gesellschaft ist, weiss Interessantes über den Haudegen mit Heimatort Rünenberg zu berichten. Seine Worte lassen auf eine kritische Ausein-andersetzung mit dem umstrittenen Sutter schliessen. Der Rundgang wird stilvoll mit einem durststillenden Schluck Chirsi Drink – mit und ohne Kirsch – abgerundet.