Der letzte Augenschein führte in das «Stift Olsberg». Dort erfuhren die Besucher Geschichtliches über das ehemalige Kloster und erhielten Informationen zum heutigen Schulbetrieb.
it. Kloster, Töchterinstitut, Anstalt und Schule: Das Stift Olsberg hat in seiner 775-jährigen Geschichte viele Funktionen gehabt. Die Augenschein-Teilnehmer durften am heissen Donnerstagnachmittag einen Blick in die alten Gemäuer und seine neuen Funktionen werfen.
In der kühlen Kirche der Anlage begann der Besuch mit einem geschichtlichen Abriss: 1236 wurde das Zisterziense-rinnen-Kloster in Olsberg gemeinsam mit der Kirche gebaut. Der jahrhundertelange Klosterbetrieb war von Höhen und Tiefen gezeichnet: Auf den Gewinn von grossen Besitzständen folgten Brände und zahlreiche Plünderungen, gleichzeitig wurde beim Wiederaufbau nach Katastrophen der Klosterbau stets erweitert.
Nach dem Tod der letzten Äbtissin wurde der Klosterbetrieb im Zuge der Säkularisation schliesslich aufgelöst. Der Besitz ging 1803 an den Kanton Fricktal (heute Kanton Aargau) über. In der Anlage könnte dann eine der ersten Lehrerinnenbildungsstätten der Schweiz gegründet worden sein, gemäss der Recherchen einer Festschrift des Aargauischen Lehrerver-bandes. Das Damenstift sei jedoch kein Erfolg gewesen, erzählte Urs Jakob, Leiter des Stift Olsberg, den Augenscheinbesuchern. Von 1846 bis 1860 beherbergte das ehemalige Kloster eine Erziehungsanstalt unter dem Namen «Pestalozzistiftung der Deutschen Schweiz». 1860 übernahm der Kanton Aargau den Betrieb, dessen Aufgabenbereiche sich bis heute stark veränderten: Von einer Anstalt für Jungen und Jugendliche hin zu einem Wocheninternat für Mädchen und Jungen mit Lern- und Verhaltens-schwierigkeiten. Seit 2006 nennt sich der Betrieb «Stift Olsberg».
Führung und Rettungsaktion Der letzte Teil der Führung wurde von den Bewohnern der Anlage übernommen: Die Augenscheinteilnehmer wurden in kleinen Gruppen von je zwei Schülern auf dem Gelände herumgeführt. Eine Gruppe übernahmen Noah und Luca (Namen geändert). Motiviert und voller Elan begannen die beiden Jungs ihre Führung: Die erste Station ihres Rundgangs führte zum Gehege mit dem Streichelzoo, den die Kinder mitbetreuen. Bei der Ankunft sahen sie, dass sich eine Ziege mit dem Kopf im Zaun verfangen hatte. Voller Entsetzen stürmte einer der Jungs zu dem feststeckenden Tier; nach einigen zaghaften Rettungsversuchen eilte ihm der zweite Gruppenführer zu Hilfe, konnte aber auch nichts ausrichten. Schliesslich half ein Augenschein-Besucher den Kindern, das Tier aus seiner Gefangenschaft zu befreien.
Nach dieser Aufregung führten die beiden Jungs die Augenschein-Besucher zum Haus, in dem sie während der Woche wohnen. Die Gäste durften dort einen Blick in Küche, Essraum und die Zimmer der Bewohner werfen. Die Schüler sind grösstenteils in Einzelzimmern untergebracht, die sie nach ihrem Geschmack dekorieren können. Am Ende des halbstündigen Rundgangs durften sich die Augenschein-Teilnehmer entscheiden, was sie als Letztes besichtigen möchten. So wurden noch die Unterkunft der Hasen und Hühner, die wegen der Hitze allerdings abwesend waren, gezeigt.