Leserreise vom 14.09.2005   Liste aller bisherigen Leserreisen           

«Trink, o Auge, was die Wimper hält»

«Trink, o Auge, was die Wimper hält» Das Zitat von Gottfried Keller galt vorbehaltlos für alle vier Tage. Die Gegenden und Landschaften von An- und Rückreise, sowohl unserer heimatlichen wie die des Südtirols, unserem Reiseziel, zeigten sich von ihrer besten Seite.

hft. Zu drei verschiedenen Reisezielen starteten Sägesser Reisen gleichzeitig am Morgen des 4. Septembers. Nach einer ausgeklügelten Sammeltour und einem dem Reiseziel entsprechenden Umsteigen in Diegten waren schliesslich alle im richtigen Car. Uns entführte Bruno Sägesser in Richtung Ostschweiz während die überreich ten «Volksstimme»-Bhaltis (Druckdösli mit Minztäfeli oder/ und Kugelschreiber) ausprobiert wurden.
Kaffeehalt in Aadorf, kaum wahrnehmbarer Grenzübertritt in Diepoldsau und schon ging die abwechslungsreiche Fahrt weiter. «Stau» und «Umleitung» sollten uns indessen nicht nur auf der Anreise, beispielsweise hier am Arlberg, beschert werden! Nichts desto weniger genossen wir die Fahrt über den Arlberg, das prima Mittagessen in Heiming, die Informationsrundfahrt und den Aufenthalt in Innsbruck. Dank Brunos aktuellen Infos entging uns nichts an Sehenswürdigkeiten unterwegs. Ständig wechselnde Landschaftsbilder zogen an uns vorüber. Besonders die für das Tirol typische Blumenpracht an den Häusern faszinierte immer wieder.
Schon bald fielen uns nach Erreichen des Südtirols, also in Italien, die Männer mit ihren vorgebundenen blauen Schürzen auf, mit denen sie zu erkennen gaben: «Ich bin ein Südtiroler».
Kurz nach 17 Uhr trafen wir im einladend wirkenden Hotel Waldheim in Schabs ein. Ein Campari Orange mit Sekt ging dem sehr guten Nachtessen und dem gemütlichen Ausklang voraus.

Dolomiten-Rundfahrt
Nach dem reichhaltigen Frühstück waren wir bestens gestärkt für die immer wieder faszinierende Dolomiten-Rundfahrt. (Programmänderung we gen anlassbedingter Überbelegung zur Marende auf dem Bauernhof). Der einheimische Reiseleiter Paul belieferte uns mit jeder möglichen Information. Sowohl über Geschichte, be son ders der leidvollen Ge schichte Südtirols unter Mussolinis Herrschaft, und Geografie wusste er bestens Bescheid – und wir nachher auch – wobei er seine Ausführungen mit viel Witz auf lockerte.
Durchs viel befahrene Pustertal ging nun unsere Reise. Unser grosses Staunen galt den unglaublich voll behangenen Apfelplantagen, die auf dem von der Sonne verwöhnten Hochplateau bestens gedeihen. In tieferen Lagen mit nicht mehr so mildem Klima werden vorwiegend Mais, Getreide, Kartoffeln und Salat angepflanzt. Was uns auch noch auffiel: die dreisprachigen Anschriften in italienisch, deutsch und ladinisch.
Aber noch etwas anderes versetzte uns immer wieder in Erstaunen: Brunos unglaubliche Fahrkünste und Nervenstärke, mit der er nicht nur die vielen engen Kurven, sondern auch die heiklen Baustellen und den Ge genverkehr mit anderen ebenso grossen Gefährten bewältigte. So konnten wir diese wunderschöne Fahrt, vorbei am Sella-Massiv bis hinauf zum Grödner-Joch auf 2168 Meter über Meer sorglos geniessen.
An der imposanten Bergwelt mit ihren «steinigen Riesen» konnten wir uns kaum satt sehen. Trotzdem freuten wir uns auf die «zünftige Marende»: eine reiche Bretteljause, begleitet von «flüssiger Tirolersonne», die im urtümlichen Putzerhof für uns bereitstand. Danach gings weiter, nun vorbei an Himbeeranlagen, Kastanienbäumen, Rebhängen und natürlich Apfelplantagen bis nach Brixen mit einem Aufenthalt. Der Abend entsprach dem ursprünglich vorgesehenen Programm des zweiten Tages: typisches Tiroler Nachtessen mit Musik.

Bozen-Kalterersee-Prigelkeller
Die Tageserlebnisse des dritten Tages (mit Programm zweiter Tag) entsprachen denen der ersten Gruppe (vgl. den Reisebericht «Volksstimme» von Donnerstag, 1. September, Seite 6). Der Abend wies keine Verschiebung mehr auf: wir liessen uns von Küche und Personal mit dem feinen, fünfgängigen Galadiner bei Kerzenlicht verwöhnen.
Gut gestärkt und alle wohlauf, verliessen wir unsere gastliche Verwöhnoase «Waldheim» nach herzlichem Abschiednehmen Punkt acht Uhr. Begleitet von Brunos interessanten Er klärungen ging es Richtung Bozen-Meran. Dabei machte er uns beispielsweise auf die ge schickte Art der Bewässerungs anlagen der Rebberge aufmerksam und wies auf die vielen Ausflugs- und Ferienmöglichkeiten von Meran und Umgebung hin.
Nach Taufers, dem letzten Halt auf italienischem Boden, bemerkten wir bald einmal den Einschlag des Engadins. Wir wurden auch des ältesten Klos ters des Alpenraums, des Frauenklosters Müstair, an sichtig. Es zählt zu den wenigen Unesco-Kulturgütern der Schweiz. Bewunderten wir im Tirol die Farbenpracht der Blumen an den Häusern, so galt unsere Bewunderung nun den wunderschönen Graffiti an den Gebäuden.
Ein Stück entlang des Schweizer Nationalparks und via Ofenpass gings nach Zernez zum Mittagessen im «Crusch Alba» (Weisses Kreuz). Die Rückfahrt über den Flüelapass, das Prättigau–Landquart, ein Halt in Walenstadt und das Reststück ins Baselbiet beschloss die viertägige «Volksstimme»-Leserreise 2005. Mögen alle Teilnehmenden gute Erinnerungen daran mitgenommen haben, um noch lange davon zehren zu können.