Die diesjährige Leserreise der «Volksstimme» – in zweifacher Ausführung wie seit einiger Zeit üblich – führte ins Südtirol, nach Schabs bei Brixen. Leider fiel die Hinreise beinahe ins Wasser. Dank dem Sägesser-Chauffeur Max Thommen wurde daraus trotzdem eine «gemütliche Fahrt».
em. Bereits kurz nach sieben Uhr am Dienstagmorgen wünschte Chefredaktor Rolf Wirz eine angenehme Reise und übermittelte das neuste Exemplar der «Volksstimme». Zeitungslesend führte die Fahrt durch den Bölchentunnel Richtung St. Gallen. Die Strassen präsentierten sich trocken, tro cken auch beim Kaffeehalt in Aadorf. Bei Diepoldsau fiel leichter Regen, der Grenzübertritt nach Österreich war geschafft, aber die Strassenberichte hatten nichts Gutes zu melden: Der Arlbergpass sei gesperrt, hiess es da. Auch aus der Fahrt durch den Bregenzerwald wurde nichts, es gelte alles «weiträumig» zu umfahren.
Gut, dass es ein Telefon gibt im Sägesser-Bus. Max telefonierte nach Wintersingen und bald einmal traf die Meldung ein, in München sei im «Königlichen Hirschgarten» das Mittagessen reserviert. Vorgesehen war na türlich ein ganz anderes Restaurant in Haiming. Und vorgesehen war auch eine Informations rundfahrt in Innsbruck...
Biergarten In der Zwischenzeit begann es in Strömen zu regnen. Ein Ereignis kommt selten allein, auf der Autobahn Richtung München wurde ein Unfall gemeldet, also stand der Bus, zusammen mit vielen weiteren Autos, während einer Stunde still. Schliesslich gings im schleppen den Tempo weiter durch Dörfer. Um halb drei Uhr aber gabs Mittagessen im «Königlichen Hirschgarten» mit riesigem Biergarten. Viele hatten zuvor noch keinen Biergarten in dieser Grösse gesehen.
An eine speditive Weiterfahrt ins Südtirol war nicht zu denken, denn weitere Flüsse traten übers Ufer, Strassen wurden überschwemmt und Autobahnbrücken gesperrt, ebenso die Brenner Autobahn. Nochmals musste «grossräumig» um fahren werden und zwar über Salzburg. Vorbei an be kannten Orten und Gegenden, wie zum Beispiel dem Chiemsee, doch die Reiseschar sah nichts davon, denn es regnete in Strömen weiter. Die grossen Flüsse, wie etwa der Inn, führten haufenweise Baumstämme mit.
Erst nach dem «Katschberg-Tunnel», der Richtung Lienz führt, stoppte die flüssige Sonne und machte der richtigen Sonne Platz. Ab da spürte die Reisegesellschaft keinen Tropfen Regen mehr. Das Südtirol und die Heimreise zeigten sich von der sonnigsten Seite.
So gegen halb elf Uhr nachts traf die müde, aber keineswegs ungeduldige Reisegesellschaft im Hotel «Waldheim» in Schabs ein. Netterweise hatte die Besitzerfamilie Peitner zu dieser späten Stunde noch ein dreigängiges Nachtessen bereit. An dieser Stelle muss unbedingt dem Sägesser-Chauffeur Max Thommen ein Kränzchen ge wunden werden. Er hat an diesem Tag weit über seine übliche Fahrzeit hinter sich gebracht (doppelt so viele Kilometer als normal nötig gewesen wären zum Ziel) und hat immer wieder spontan eine andere Route ausfindig machen müssen. Und das ohne je nervös zu wirken. Seine Ruhe mit «kein Problem» hat sich auch auf die Gäste übertragen. Der Humor und die gute Stimmung im Bus blieben bis spät abends erhalten.
Blauer Himmel Nach einer relativ kurzen Nacht war bereits um neun Uhr Abfahrt vor dem Hotel angesagt, zusammen mit dem einheimischen Reiseleiter Paul. Zuvor aber genossen alle das tolle Frühstücksbuffet im Hotel Waldheim. Die unzähligen Apfelbäume beeindruckten, ebenso die vielen Reben. Obst, Wein und der Tourismus sind ja die Haupteinnahmequellen des Südtirols. Das Südtirol ist ein wohlhabendes Land, es gibt wenig Arbeitslose hier. Ein grosses Plus ist das mediterrane Klima, das vor allem in Bozen so richtig zur Geltung kommt.
Reiseleiter «Paul» führte geschickt und mit zahlreichen Witzen gespickt durch die reizvolle Gegend. Man fühlte sich im bequemen Bus so richtig entspannt. Das Südtirol kann gut mit Österreich «verwechselt» werden, was die wundervollen Blumen und die Architektur der Häuser anbelangt. In Bozen hingegen kommt das italienische Flair zum Ausdruck. Hier wird vor allem italienisch gesprochen. Rund um den Waltherplatz sind viele Strassencafés und elegan te Strassenpassagen zu sehen. Hier steht auch das Denkmal des Minnesängers Walther von der Vogelweide. Eine reizvolle At traktion war der Obstmarkt. Man sah und staunte. Im Archäologie museum ist übrigens auch «Ötzis» neue Heimat.
Als weiterer Höhepunkt entpuppte sich die Fahrt zum Kalterersee. Immer noch vorbei an Reben und Apfelbäumen. Am See herrschte Hochbetrieb, im und auf dem Wasser. Auch am Ufer, denn hier stehen einige Hotels, bereit, feine italienische Pasta zu servieren, direkt am See, im Schatten unter dem Sonnenschirm. Das Thermometer zeigte unterdessen 30 Grad an. Heimlich freute man sich da bereits auf den Abend, ein typisches Tiroler Nachtessen war angesagt, mit anschliessender Musik.
Tanzmusik, da können die Frauen nicht einfach nur zuhören, sie wollen tanzen. Aber nicht alle Männer, zudem waren sowieso mehr Frauen anwesend. Also tanzten einfach Frauen mit Frauen was das Zeug hält. Nur keinen Tanz auslassen, dachten sich auch Olga und Therese, denn beim Tanzen tanzt die Seele mit...
Grödner-Joch Alles hat ein Ende, auch die Musik. Denn am nächsten Tag ging es wieder los mit Überraschungen, zum Beispiel mit der Fahrt über das Grödner-Joch zu einer «Marende». Doch davon im Bericht von der zweiten «Volksstimme»-Reise mit Hedwig Frey.
Der Vollständigkeit halber sei hier noch beigefügt, dass die Rückfahrt wie vorgesehen über den Ofenpass führte, aber nicht über den Flüelapass. Wir muss ten den Umweg über den Julier in Angriff nehmen, eine schöne Fahrt bei wunderbarem Wetter. Die Durchfahrt durch Zürich nahm eine volle Stunde in An spruch, dann aber gings zügig heimwärts.