Nur eine Woche nach der ersten startete die zweite Gruppe zur «Volksstimme»-Leserreise in die Romandie. Vieles war gleich – vieles war anders.
«Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen.»So beginnt ein Gedicht von Matthias Claudius. «Wenn viele eine Reise tun, so können viele etwas erzählen», könnte als gemeinsamer Titel über die beiden Leserreisen der «Volksstimme» gesetzt werden. Das von der Firma Sägesser aus Wintersingen und der «Volksstimme» zusammengestellte Leserreise-Programm sah für beide Reisegruppen gleich aus (siehe Artikel zur ersten Reise in der «Volksstimme» vom 3. Oktober).
Am 29. September machte sich die 24-köpfige, bunt zusammengewürfelte Gruppe aus dem oberen Baselbiet auf zur viertägigen Herbstreise. Die Beweggründe zur Teilnahme waren unterschiedlicher Natur, wie aus den Gesprächen hervorging. Während die einen noch nie oder kaum in dieser Ecke der Romandie unterwegs gewesen waren, suchten andere ein «Déjà-vu-Erlebnis». Die Fahrt am ersten Tag verging wie im Flug. Gespannt und mit offenen Augen wurde die vorbeifliegende Gegend studiert. Sitznachbarn machten sich gegenseitig auf die Schönheit der Landschaft oder die Sehenswürdigkeiten aufmerksam: «Hast du den wunderschönen Blumenschmuck an jenem Haus gesehen?», «Schau dort, diese eindrückliche Brücke!» oder «In diesem Hotel habe ich schon zweimal übernachtet.» So und ähnlich tönten die Stimmen aus den bequemen Sitzen.
Wetter spielt sein eigenes Spiel Am frühen Abend konnten die Zimmer im Hotel Eurotel in Villars-sur-Ollon bezogen werden. Nach dem Begrüssungsapéro verleitete ein überaus reichhaltiges Salat- und Antipasti-Buffet dazu, sich den Magen schon vor dem leckeren Hauptgang zu füllen. Das rassige Auf- und Abservieren liess einem kaum Zeit für Gespräche oder um ein wenig zu verschnaufen. Aber: Allen Reisenden hat es sehr gut geschmeckt. Vertrauend auf den Wetterbericht wurde der Besuch des vier Kilometer langen Stausees Lac d’Emosson auf fast 2000 Metern über Meer vom dritten auf den zweiten Tag vorverschoben. Aber wie so oft in diesem Jahr, hielt das Wetter nicht, was es versprochen hatte. So versteckte sich das Montblanc-Massiv hinter dichten Wolken- und Nebelwänden und konnte nur auf Ansichtskarten bewundert werden. Immerhin waren die gewaltige, 180 Meter hohe Staumauer und ein Teil der 550 Meter langen Mauerkrone sichtbar.
Pässefahrt als Augenweide Zum Wetter des dritten Tages lässt sich das Gleiche wie am Vortag sagen: Es hielt nicht, was es versprach, denn diesmal wurden die Reisenden trotz gegenteiliger Prognose mit teilweise schönstem Wetter überrascht. So wurde die Dreipässefahrt über den Col des Mosses, den Col du Pillon und den Col de la Croix wie auch der Flanierbesuch in Gstaad zu einer wahren Augenweide. Die Fahrt durch die Rebberge und die herbstlichen Wälder war eindrücklich.
Schon hiess es einpacken und mit Gepäck im Bus einchecken. Die Heimfahrt ins Baselbiet bei strahlend blauem Himmel durch das Rhonetal hinauf und über den Grimsel und den Brünig führte einem einmal mehr die grossen Gegensätze vor Augen, die an allen vier Tagen in der Westschweiz erlebt werden konnten: Auf der einen Seite die unberührte Natur mit ihren Herbstfarben, den massiven Felswänden und den Gewässern, auf der anderen Seite die zum Teil vor langer Zeit von Menschenhand geschaffenen Bauwerke: Brücken, kurvige Strassen, Schlösser, Kirchen, Zahnradbahnen und andere Bahnen und Bähnlein.