Leserreise vom 05.09.1997   Liste aller bisherigen Leserreisen           

Vier Tage sonniges Tessin mit interessanten Ausflügen

Vier Tage sonniges Tessin mit interessanten Ausflügen 38 Reisebegeisterte auf dem Heimweg von der «Volksstimme»-Leserreise.
Vier Tage in einem Vierstern-Hotel in Locarno, Ausflüge zu den Borromäischen Inseln, ins Val Bavone, Rückreise durch das Centovalli, Simplon, Grimsel, Brünig – die diesjährige «Volksstimme»-Leserreise vom 28. bis 31. August war ein voller Erfolg. Das Wetter zeigte sich von der besten Seite, die Stimmung der Reiseteilnehmer war ausgezeichnet. Kurz gesagt, eine -Reise der Superlative.

Zwar hat die «Volksstimme»-Reise «südlicher Charme» mit Regen begonnen. Doch niemand schien so richtig betrübt deswegen, denn die nasse Abkühlung tat gut. Am Donnerstag, kurz nach acht Uhr hat der Bus der Sägesser Reisen Wintersingen die 38 Reiseteilnehmer und -teilnehmerinnen samt Gepäck verstaut und fährt Richtung San Bernardino, Bellinzona nach Locarno. Donnerstags erscheint bekanntlich eine «Volksstimme». Beinahe druckfrisch erhalten die Reisenden die neuesten Nachrichten aus Sissach und der Region. Eifrig wird geblättert, gelesen und kommentiert.Der Chauffeur Max Thommen fährt kurz entschlossen über Cham, Zug und den Hirzel, nachdem er Berichte über Staus rund um Zürich gehört hat.In Walenstadt ist bereits der erste Kaffee-Halt. Noch können der Walensee und die schöne Bergkulisse im Freien genossen werden – der Regen ist erst in Sichtweite.

Es regnet nun doch
Reisen mit einem neuen, modernen und äusserst bequemen Bus ist ein besonderes Ver-gnügen. Die ganze Verantwortung für Sicherheit, Organisation und korrektes Fahren ist dem Chauffeur übertragen. Wer sich kurz ein Nickerchen gönnen will, der kann es «ohne Folgen» tun.
Das Posthotel Bodenhaus in Splügen hat sich viel Mühe gegeben, damit das gemeinsame Mittagessen speditiv über die Bühne geht. Der starke Regen verunmöglicht einen Spaziergang durch das Dorf mit den interessanten alten Häusern.
Die Strasse durch den San Bernardino und durch das Misox ist interessant angelegt, die -Gegend recht abwechslungsreich. Bereits um vier Uhr nachmittags ist das Vierstern-Hotel «Arcadia-Treff» in Locarno erreicht. Im Moment ist zwar noch nichts vom «schönen blauen See» zu sehen. Er ist grau und wellig. Ein weisser Schwan bewegt sich auf und ab, die Enten haben sich ans Ufer verzogen.
Das Hotel «Arcadia» ist gediegen, direkt am See gelegen, lediglich durch eine Strasse -getrennt. Traumhaft, nachts das Lichtermeer zu bewundern, das sich im See wiederspiegelt. Wir können uns kaum satt sehen daran.

Borromäische Inseln, einzigartige Sehenswürdigkeit
Es ist Freitag, blauer Himmel, blauer See, die Sonne scheint. Super Wetter für die Fahrt zu den Inseln. Doch welch eine Überraschung. Als Folge des nächtlichen Unwetters ist die Strasse durch Brissago für kurze Zeit gesperrt wegen Aufräumarbeiten. Die Strasse ist mit Schlamm, Geröll und Humus bedeckt, die Autos stecken zum Teil tief im Morast – es sieht trostlos aus. Viele blühende Gärten sind zerstört.
Die Fahrt geht schliesslich weiter, dem Lago Maggiore entlang bis Pallanza, wo bereits zwei kleinere Boote auf die -Sägesser-Reisegesellschaft warten, um sie sicher auf die «Isola Bella» zu bringen. Leider kann Chauffeur Max Thommen keinen Parkplatz für sein grosses Fahrzeug finden, weil auf den vorgesehenen Plätzen Marktstände stehen. Also muss die «Volksstimme»-Reisebegleiterin kurzfristig einspringen und sich um Schifffahrt und Eintritte kümmern.

Isola Bella – einst ein kahler Felsen
Die Insel ist im 17. Jahrhundert von Herzog Karl III bebaut worden. Der Prunk der Gärten und die Einrichtung des Palastes sind einzigartig. Er ist einer der sonderbarsten Barockbauten Italiens. Prunkvolle Säle, wertvolle englische Tapeten, antike Möbel, kunstvolle Leuchter aus Murano und zahlreiche Werke berühmter Maler sind zu bestaunen. Die Führung durch den Palast ist informativ, gespickt mit viel Witz und Humor. Schliesslich steigt man -hinab zu den Grotten. Es sind -unterirdische Räume aus Tuffstein, mit Muscheln, Spiegeln und Marmor bedeckte Stalaktiten. Hier sind ebenfalls künstlerisch und historisch wertvolle Werke ausgestellt.
Der Prunk des Gartens von «Isola Bella» ist das berühmte «Amphitheater», das auf der obersten der zehn Terrassen steht. Es sind Steinnischen, ähnlich wie Muscheln. Statuen und kleine Pfeiler schmücken die -Nischen.
Die «Isola dei Pescatori» – «Fischerinsel» – ist das Gegenstück zum Prunk der «Isola Bella». Es blieb uns genügend Zeit, die kleinen Fischerhäuser zu bewundern, durch die engen Gässchen zu schlendern und in einem der vielen Restaurants am See italienische Speisen zu geniessen.
Die Überfahrt am späteren Nachmittag, mit der Fähre von Pallanza nach Laveno, ist wieder etwas Besonderes. Traumhaft auch die Rückfahrt dem See -entlang, vorbei an wunderschönen Gärten mit üppiger Vegetation: Palmen, Zypressen, Zedern, Feigen- und Katanienbäumen. Die Landschaft ist einzigartig, wie frisch gewaschen, nach dem heftigen Regen vom Donnerstag.
Stets eine willkommene kulinarische Abwechslung sind die von Ruth Bussinger aus Sissach gebackenen und offerierten «Guetzli»...

Val Bavona – ein weiterer Höhepunkt
Die Reise ist so gut organisiert und durchdacht, dass nie gestresst werden muss. Stets ist genügend Zeit für das Essen und die Ruhepausen. Die lauen Abende am See sind einzigartig.Für Freitag steht das «Val Bavona» auf dem Programm. Sägesser hat eine kompetente Reiseleiterin organisiert, die viel Wissenswertes über das Tal und den Tessin im allgemeinen erzählt.
Etwa die Hälfte der Reisegruppe wagt sich auf eine Wanderung durch Kastanienwälder, vorbei an kleinen Bächen, alten Steinhäusern, über Brücklein, auf schmalen Wegen über Stock und Stein, hinauf und hinab. Nach gut einer Stunde ist -Einkehr in einem «Grotto» angesagt...
Das «Val Bavona» liegt linker Hand im hinteren Maggiatal. Bekannt ist zum Beispiel «Foroglio» mit dem grossen Wasserfall. Die Dörfer hier hinten sind noch immer ohne Strom. Denn früher waren diese Orte – bis hoch hinauf – Aufenthalt für das Vieh, wenn unten im Tal das Heu eingebracht werden musste. Speziell die Geissen wurden von Höhe zu Höhe und von Stall zu Stall geführt.
Die Landschaft ist durch zahlreiche Überschwemmungen, Erdrutsche und Bergstürze geformt worden. Verstreute Felsblöcke geben dem Tal das «wilde» Aussehen. Nur 1,5 Prozent der gesamten Oberfläche des Tales sind nutzbar, Diese Zahl gibt ein eindrückliches Bild über die Kargheit der Landschaft des Bavona-Tales.
Oft sind die Steinhäuser eng um die kleine Kirche gruppiert, als suchten sie hier Schutz. Über Generationen mussten die Bewohner des Tales – wie auch in anderen Tessiner Seitentälern – hart kämpfen und arbeiten. Sie mussten den kargen Böden das Nötigste zum Überleben von Mensch und Tier abringen. Um genügend urbares Land zu gewinnen, musste das Gelände um die grossen Felsblöcke von Steinen befreit werden. Mit diesen Steinen wurden dann in mühevoller Arbeit Wege ummauert und terrassierte Abhänge gestützt.
Heute arbeiten viele Bewohner der Seitentäler in der -nahen Stadt – zum Beispiel -Locarno – in Hotels oder an-deren Dienstleistungsbetrieben. Der Tessin ist sehr auf den Fremdenverkehr angewiesen.

Durch das Centovalli
Bereits ist Sonntag, Zeit für die Heimreise. Die Fahrt mit der Bahn durch das Centovalli ist einzigartig. Wieder zeigt sich der Himmel strahlend blau, die Sicht in die nahen Berge ist fantastisch. Das «Tal der hundert Täler» wird gemächlich durchfahren, es bleibt genügend
Zeit, die Schluchten, die hohen Brücken und die Landschaft zu bewundern. Der Reisecar muss in der Zwischenzeit dem Lago Maggiore entlang nach Domodossola fahren. Auf die Minute genau treffen die Gruppe und der blaue Sägesser-Bus beim Bahnhof ein.
Und wieder kommen einige Höhepunkte, welche die Gesellschaft begeistern. Da ist zum Beispiel die Fahrt über den Simplon-Pass hinab nach Brig und Fiesch. Die rote Bahn des vorbeifahrenden Glacier-Express ist wie ein Farbtupfer in der -grünen Landschaft. Die fast schwarzen Holzhäuser mit den kräftig roten Geranien an den Fenstern werden allenthalben bewundert.
Nach dem Mittagessen in Fiesch geht die Fahrt weiter durch das Goms bis Oberwald und über den Grimsel-Pass. Eine bizarre Bergwelt öffnet sich auf dem Pass. Eindrücklich beherrscht das Schreckhorn die bergige Landschaft. Und noch-mals geht die Fahrt über einen Pass, über den Brünig Richtung Luzern und das Baselbiet. Die wenigen Staus um Luzern sind ertragbar.
Auf dem Heimweg wird noch einmal Rückschau gehalten. Die Reise war in allen Teilen super, keine Missstimmung kam auf, nichts Negatives ist zu verzeichnen, die Fahrt verlief ruhig, ohne Aufregungen. Ein Antrag der Reiseteilnehmer an die «Volksstimme»: Die Leserreisen sind ein Hit und sollen wenn immer möglich fortgeführt werden.

Elisabeth Marti Text und Bilder