Leserreise vom 28.09.2002   Liste aller bisherigen Leserreisen           

Von den Eisgletschern bis zu den Palmen

Von den Eisgletschern bis zu den Palmen Fototermin bei der Diavolezza-Bahnstation. Alle waren guter Laune.
Anfahrt nach St. Moritz, weiter mit dem Bernina-Express nach Le Prese, Tagesausflug ins Wein-land Veltlin und zum Comersee, sowie Diavolezza und krönender Abend im Weingut La Gatta, all das nahm man als Erinnerung mit, als am vierten Tag die Heimfahrt unter die Räder genommen wurde.

hft. 78 Reiseteilnehmerinnen und -teilnehmer machten es sich am Montag, 16. September, erst einmal bequem in den beiden modernen Eptingercars, chauffiert von Arnold Jauslin und Hanspeter Niklaus.
Bereits nach dem Bölchentunnel liess der grandiose Blick auf die Schneeberge gutes Wetter erahnen, was denn auch eintraf. Bald liessen wir Zürich und den Walensee hinter uns. In Thusis verliessen wir die Autobahn in Richtung Tiefenkastel – Savognin, wurden des Marmorera-Stausees auf 1680 Meter Höhe ansichtig um via Julierpass St. Moritz zu erreichen. Nach feinem Mittagessen stand uns eine erste Rosine dieser Reise bevor: die Fahrt mit dem Bernina-Express durch die eindrückliche Gebirgslandschaft, vorbei am Lago Bianco (Stausee) und hinunter ins Poschiavo, nach Le Prese, unserem Domizil bis am Donnerstag.
Mit Waldbeeren-Bowle und Häppchen wurden wir im Hotel Raselli willkommen geheissen, wo wir auch während unseres Aufenthaltes kulinarisch verwöhnt wurden und uns auch sonst wohl fühlten. (Aus Platzgründen war ein Teil der Gruppe für Übernachtung und Frühstück vis-à-vis im gleichwertigen «La Romantica» untergebracht.)

Weinstrasse nach Teglio–Sondrio–Comersee
Am Dienstag, 17. September, brachen wir zur Fahrt auf der berühmten Weinstrasse nach Teglio–Sondrio auf. Dabei wurden wir vom Hotelier Bruno Raselli begleitet. (Im «Schichtbetrieb» pro Car.) Mit seinen interessanten Ausführungen über Land und Leute und Geschichte des Puschlavs brachte er uns diesen Teil unserer Heimat um vieles näher. Dazu genossen wir imposanten Anschauungsunterricht wie etwa den Rundum-Viadukt bei Brusio mit seinen 360 Grad. Eindrücklich war natürlich die Fahrt durch die steil angelegten Rebhänge des Veltlins. Eng und kurvenreich wand sich die Strasse hindurch.
Dazu erfuhren wir, was Strohwein ist: Spätlese, die auf Stroh getrocknet wird und nach Pressung und Kelterung einen Spezialtropfen mit 14,5 Prozent Volumen Alkohol ergibt.
Ein Rundgang durch die Provinzhauptstadt Sondrio unterbrach diese Fahrt nach Varenna. Das Landschaftsbild hatte sich geändert: weniger Reben, mehr Industrie. Mittlerweile erreichten wir den Comersee und waren somit bei Palmen und Oleander angelangt. Eine kurze Schifffahrt hinüber nach Bellagio, um dort nach Belieben die Seepromenade zu geniessen, zu «lädele» oder was auch immer. Wieder zurück nach Varenna warteten bereits die Chauffeure, um uns durch Ortschaften und vorbei an unwahrscheinlich reich behangenen Obstkulturen zu unseren Hotels zu fahren.
Bei bester Laune wurde am Mittwoch, 18. September, um 9.30 Uhr, zur Fahrt auf die Diavolezza aufgebrochen, versprach es doch ein Prachtstag zu werden. Diesmal im Car über den Bernina auf eine Passhöhe von 2230 Meter. Bei wolkenlosem Himmel, durch die imposante Bergwelt mit steilen Felswänden und den immer näher kommenden, strahlend weissen Gipfeln der Dreitausender, kurvten unsere Chauffeure gekonnt hinauf.
Bis auch wir uns mit der modernen 125 Personen-Kabinen-Seilbahn auf die Diavolezza, 2986 Meter über Meer, bringen liessen. War das eine Rundsicht auf das Gletscherpanorama Piz Palü, Piz Bernina, Piz Morteratsch und weitere. Zur selben Zeit sah sich eine kleine Gruppe in Pontresina um.
Wieder vereint, stand später noch ein Rundgang in Poschiavo mit seinen malerischen Winkeln und schönen Häusern auf dem Programm.

Weinkunde, Wein und Pizzoccheri
Gekrönt wurde dieser erlebnisreiche Tag mit der Besichtigung des Weingutes La Gatta der Firma Fratelli Triacca in Bianzone. Enrico verstand es, uns die Geschichte vom Wein und seinen Kulturen zu erläutern. Guter Standort und richtige Bearbeitung und Behandlung von Boden, Reben und Trauben, dazu disziplinierte Einhaltung der Vorschriften, das seien die Grundlagen qualitativ erstklassiger Weine, so betonte er.
Von der Güte der Triacca-Produkte (verschiedene Weine, Grappa) konnten wir uns zu äusserst schmackhaft zubereiteten Pizzoccheri (Pasta) und feinen Rauchfleisch-Spezialitäten selber überzeugen, was uns mit der Zeit gar noch das Baselbieterlied entlockte.
All diese Erlebnisse begleiteten uns in unsere Träume bis zur zeitigen Tagwache am andern Tag, sollte doch um 8 Uhr alles startklar sein, was indessen für unsere pünktliche Reisegruppe kein Problem war. Bei nicht mehr ganz so schönem Wetter peilten wir erst einmal Livigno an, um  vom zollfreiem Einkauf zu profitieren.
Wiederum gab man sich dem Anblick der vorüberziehenden Landschaftskulisse hin. Entlang des langgestreckten Lago di Livigno, durch den Nationalpark, über den Flüelapass bis nach Davos gab es trotz des nun einsetzenden Regens noch etliches zu sehen. Immer wieder ein Blick zur heeren Bergwelt während der Fahrt durchs Prättigau und dem Walensee entlang, ehe wir durch die Linthebene kommend, in Siebnen zum Zobe/Znacht-Halt einkehrten. Humoristische, aber auch zum Nachdenken anregende Beiträge aus der Reisefamilie, aber auch Gesang, liess die Zeit rasch vergehen bis zur Einfahrt ins Baselbiet, zumal es noch gar viele Eindrücke zu verarbeiten gab.
Dass die Fahrt so unbeschwert genossen werden konnte, war das Verdienst der beiden Chauffeure mit ihrer sorgfältigen und sicheren Fahrt. Dank sei aber auch dem Wettergott, der das Seine zum Gelingen beitrug, und dem Reiseteilnehmer, der uns mit Obst und Canärli bei Kräften hielt.

(Bilder Hedwig Frey)