Sechs Millionen Sendungen täglich verarbeitet das Briefzentrum Härkingen im 24-Stunden-Betrieb mit 750 Mitarbeitenden. Leserinnen und Leser der «Volksstimme» schauten während einer Stunde dabei zu.
Vor sechs Jahren hat die «Volksstimme» einen Blick hinter die Türen des Paketzentrums in Härkingen werfen dürfen, am vergangenen Montagabend war das Briefzentrum an der Reihe. 40 Leserinnen und Leser nutzten die Gelegenheit, sich durch das 38 000 Quadratmeter grosse Gebäude am Kreuz der Autobahn-Nord- und Südachse führen zu lassen.
«Gewaltig», «unglaublich», «gigantisch» entfuhr es den «Augenschein»-Teilnehmern immer wieder, als die PostMail-Mitarbeiterinnen Denise Jaunâtre und Christine Ackermann ausführten welche Volumen mit welcher Präzision und Geschwindigkeit im Briefzentrum verarbeitet werden. Das fast rund um die Uhr. Nur während einer Stunde, von fünf bis sechs Uhr morgens, steht der Betrieb still. Dann werden die gigantischen Maschinen gestoppt, überprüft und von Papierstaub befreit, ehe sie wieder für die nächsten 23 Stunden Briefe sortieren und für die weitere Reise verpacken.
Roboter und Hände Robotern, Hochregallager, Sortiermaschinen, Förderbändern, Codierung oder automatischer Schrift-Erkennung zum Trotz: Ohne Handarbeit kommt selbst eines der modernsten Briefzentren der Welt nicht aus. Rund 750 der insgesamt 22 000 Mitarbeitenden von PostMail sind im Briefzentrum Härkingen beschäftigt. In drei Schichten füttern . inke Hände die Maschinen, leiten weiter, was diese ausspucken oder helfen dort aus und nach, wo die Maschine überfordert ist: bei unleserlichen Postleitzahlen, bei besonders grossen, dicken oder unregelmässig gefüllten Umschlägen. Der Mensch ist auch dann gefragt, wenn ein Brief eine Maschine verstopft und sie zu einem Stopp zwingt. Die Patienten werden in Windeseile wieder fit gemacht: der Brief in der «Briefklinik», die Maschinen vom hauseigenen Service-Trupp. Die Mechaniker sind im riesigen Bau mit dem Velo unterwegs. Denn bei Reparaturen, die länger als zehn Minuten dauern, meldet der Hauptleitstand die defekte Sortiermaschine ab, womit die anderen Maschinen stärker beansprucht werden. 14 Sortieranlagen stehen in Härkingen im Dienst, zehn davon allein für Briefe im Normalformat.
80 Prozent Geschäftspost Die zu sortierenden adressierten Briefe – zu rund 80 Prozent handelt es sich um Geschäftspost – treffen mit Lastwagen oder mit Bahnwaggons ein und werden auf demselben Weg weggeführt. 84 Eisenbahnwaggons und 700 Lastwagen werden im Durchschnitt pro Tag be- oder entladen. Wenn immer möglich wird die Bahn eingesetzt.
Verarbeitet werden im Briefpostzentrum neben Briefen auch Zeitungen, Kataloge oder Prospekte. Die A-Post wird hauptsächlich während der Nacht verarbeitet, die B-Post nach einer Zwangspause im Hochregallager tagsüber.
Nach dem einstündigen Fussmarsch durch Maschinenschluchten, vorbei an endlosen Förderbändern, gewaltigen Sortiermaschinen und zahllosen Lastwagendocks, konnten sich die «Augenschein»-Gäste im Personalrestaurant des Briefzentrums eine Weile ausruhen und vor der Heimfahrt von der Terrasse aus den Ausblick auf den . orierenden Industrie-Standort am Autobahnkreuz geniessen.