Augenschein vom 22.07.2010   Alle       

850 000 Objekte im Keller versorgt

850 000 Objekte im Keller versorgt Lokale Raubtiere, menschliche Skelette oder Posamentermuster: Im grössten Sammlungsdepot des Museum.BL in Muttenz fi nden sich jede Menge  Zeitzeugen des Baselbiets. Und sogar ein Eisbär.

Bereits der erste Raum versetzt die Besucher in Staunen. «Zeitzeugen» aus traditioneller Landwirtschaft, Industrialisierung und modernem Leben stehen Schulter an Schulter im Raum. Angefasst werden dürfen sie nur mit Handschuhen. «Damit sie nicht beschädigt werden und weil wir bei den alten Stücken nicht wissen, was für Substanzen noch daran sind», sagt Michela Seggiani, die die «Volksstimme»-Leser und Lokalhistoriker Erich Buser durch das Sammlungsdepot des Museum.BL in Muttenz führt. Neben alten Maschinen der Ziegelhof-Brauerei liegen auch handgemachte Haarkämme in den Regalen und in der hinteren Ecke hängt ein menschliches Skelett.
Rund 1,8 Millionen Objekte befinden sich in den 14 Museumsdepots, von denen jenes in Muttenz das grösste ist. Allein hier werden etwa 850 000 Objekte aufbewahrt. Obwohl sich das Kantonsmuseum auf die Region Basel konzentriert, kommen längst nicht alle Gegenstände von hier: «Früher wollte man zeigen, was man auf den Forschungsreisen entdeckt hatte», erklärt Seggiani. So kommt es, dass das Depot auch einen ausgestopften Eisbären oder exotische Fische beheimatet.

Wildschwein statt Eisbär
Mittlerweile hat sich diese Sammlungsphilosophie verändert. «Heute ist es dem Museum.BL sehr wichtig, den regionalen Aspekt zu berücksichtigen», so Seggiani. Den ausgestopften Eisbären würde man heute wohl nicht mehr in die Sammlung aufnehmen, lieber zeige man da das in der Region vorkommende Wildschwein.
Ein ganzer Raum ist den Baselbieter Posamentern gewidmet. 35 000 Bändelmuster sind in den Schränken aufbewahrt, sortiert nach Jahr. Auf den Tischen liegen zudem Stoff stücke, bei denen man sehen kann, wie die gezeichneten Muster auf den Stoffen umgesetzt wurden. Im hinteren Teil des Raumes steht ausserdem eine «Spüeli»-Maschine, mit der Seide von gros sen auf kleine Spulen übertragen wurde. Einer der «Volksstimme»-Leser kann sich noch sehr gut an diese Maschine erinnern: «Früher musste ich diese Arbeit immer erledigen und durfte erst raus zum Spielen, wenn ich die nötigen Spulen aufgedreht hatte.»
Den Schlusspunkt unter die Führung setzt das Naturalienkabinett. Drei Stockwerke unter der Erde sammeln sich hier allerhand Tierkörper, die für Museumszwecke präpariert wurden. Die Stücke stammen noch aus der Zeit, als man sich auf den lokalen Charakter der Region Basel beschränkte. Dementsprechend exotisch sind auch die Tierarten: Sowohl Faultiere und Koalas als auch Schildkröten sind in dem Raum versammelt. Nebenan gibt es die wohl grösste Schmetterlingssammlung der Schweiz: 250 000 Exemplare in allen möglichen Farben und Grössen reihen sich in Glaskästen auf. «Wir beherbergen zum Teil auch private Sammlungen, da hier sehr gute Bedingungen für die Lagerung sind», erklärt Seggiani.
Seit Ende Juni 2009 laufen die Sanierungsarbeiten am Museum.BL. «Wir  konnten die Zeit sehr gut nutzen, um die Objekte zu archivieren und die kommenden Ausstellungen vorzubereiten», so Monica Guarnaccia, die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit. Was für eine Ausstellung ab dem 16. April 2011 in Liestal besucht werden kann, wollte sie allerdings nicht verraten.

Catherine Weyer

Volksstimme Nr. 83 / 2010